
Wir freuen uns das Festival zu erweitern.
Am zweiten „Der magische Berg-Festival“, am 10. / 11. Nov. 2023, laden wir Erzählende fern von Eiger, Mönch und Jungfrau ein, ihren Sagenschatz und ihre Mythologien mit uns zu teilen.
Jenseits unseres magischen Berges gibt es ebenfalls geheimnisvolle Geschichten und seltsame Überlieferungen.
„Sterben, Schutz und Wiedergänger“
Wir möchten uns diesem spannenden Thema widmen, welches in und um die magischen Berge unterschiedlich und doch ganz ähnlich gehandhabt wird.
Von armen Seelen, von Feiern und Festen, vom persönlichen Schutz, von der Abwehr des Bösen und der Vermehrung des Guten, von der Segnung der Tiere und der Landschaft .
- Mit Vorträgen über Landschaftsmythologie,
- mit Sagen und Bräuchen zum Thema,
- mit Workshops und
- sagenhafter Musik und alten Liedern.

Sterben, Schutz und Wiedergänger
in Geschichten, Sagen und Brauchtum rund um die Alpenwelt

Der Spätherbst um den Monat November ist eine geheimnisvolle Zeit. Viele Bräuche von früher werden ähnlich oder verändert gefeiert, man weiss von Verboten und Strafen im Umgang mit den Geistern und man achtet auf die Natur- und Wetterzeichen.
Wir haben den 10. / 11. November nicht nur aus diesem Grunde für unser zweites „Der Magische Berg-Festival“ gewählt. Aber eine Reiche Fülle an Geschichten und Naturbeobachtungen helfen, die Bräuche und Sagen rund um den Magischen Berg zu verstehen.
Der 11. November war bei den nordischen Völkern früher der Jahresanfang, das Vieh wurde in Ställe gebracht. Ein Herbstfest wurde an vielen Orten gehalten, überzähliges Vieh geschlachtet. Erst später kam der Erntedank hinzu. In Gegenden, wo Wein wächst, gab es die Weinlese und Winzerfeste. Aber in fast allen Orten gab und gibt es im Herbst den „Jahrmarkt“, oft hervorgegangen aus den keltisch/germanischen Totenfesten.
Nebst den Feiern galt es, die Seelen, welche im Herbst vermehrt umgehen, nicht zu verärgern.
Wer sich in der Nacht vor Allerseelen im Dunkeln ins Freie wagt, musste sterben. Überhaupt ist die Nacht von Allerheiligen voll von Spuk und Zauber, und alle Geister schalten frei. Der ewige Jäger zieht um. Versunkene Städte zeigen ihre Schätze und lassen ihre Glocken hören. Manche Verrichtungen sind am Tage verboten: Man soll kein Korn säen und nicht auf die Gemsjagd gehen. Solange ein Lumpen, am Allerseelentage auf einen Baum geworfen, hängen bleibt, ist das Vieh vor dem “Vermeynen” sicher. Durch das “Totenbahrenziehen” kann man alles erhalten, was man wünscht.
In dieser Zeit, vor allem in November sind die Seelen überall zugegen. Sie gehen mit um den Altar und zum Opfer, wandeln um die Kirche herum und sitzen auf der Totenbahre. Weit verbreitet sind die Sagen von der Geistermesse in der Kirche, deren Besuch für die Lebenden gefährlich wird. Jeder Schmuck muss dabei von den Altären und Bildern entfernt sein, sonst würden die Toten alles in kleine Stücke zerreissen.
In Höhlen und auf den Hügeln halten die Erdmännchen am Abend des Allerheiligentages Gottesdienst. Stellt man sich nachts auf einen Grabhügel, so sieht man alle, die im nächsten Jahre sterben sollen, über die Gräber gehen.
Die Seelen besuchen ihre Gräber, wandern als Lichter auf dem Kirchhofe und schweben als Vögel um die Grabsteine. Man muss sehr vorsichtig sein, denn sie sitzen auf jedem Grashalm des Kirchhofes und auf allen Feldern und Wegen. In den Alpenländern werden sie als Kröten sichtbar, denen man daher nichts zuleide tun darf. Sie fahren im Winde durch die Luft und zeigen sich als weisse Nebel. Sehen können sie nur besonders begnadete Menschen; aber man kann sie um Mitternacht singen hören. Oder sie machen sich durch Knistern im Zimmer oder durch ächzen unter der Erde auf dem Kirchhofe bemerkbar. In der Umgegend von Dinan reiten sie die Pferde, die die Landleute auf den Feldern gelassen haben.
– Textauszüge aus: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens
– Bearbeitet Martin Niedermann