Dritte Auflage des
Sagen- und Landschaftsfestivals
in Lauterbrunnen
Der magische Berg
- und 9. November 2024
LAUTERBRUNNEN/Februar 2024: Sagen, Bräuche, magische Vorstellungen und Landschaftsbetrachtungen gehören zum alpinen Kulturerbe. Viele dieser Überlieferungen sind in der modernen Zeit in Vergessenheit geraten oder aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gefallen und zu sinnentleerten Folkloreelementen verkümmert. Das Festival «Der magische Berg», welches im und rund um das Tal- und Sagenmuseum Lauterbrunnen stattfindet, trägt sich mit der Absicht, diese uralten Überlieferungen während zwei Tagen im November mit Erzähldarbietungen, Musik, Vorträgen und Exkursionen wieder in den rechten Fokus zu rücken. Für die dritte Ausgabe des Festivals, welche den Zwergen und Naturgeistern gewidmet ist, konnte neben regionalen Erzählerinnen und Erzählern der renommierte Landschaftsmythologe Kurt Derungs als Gastreferent gewonnen werden.
Heimische Sagen und Bräuche als Relikte vorchristlicher Mythologie
Sagen sind mündlich tradierte Geschichten, welche vor allem in ländlichen Gebieten über unzählige Generationen hinweg die winterlichen Abendsitze prägten, ehe sie durch den modernen Lebenswandel nach und nach verdrängt wurden. Existenzielle Erfahrungen aus der Alltagswelt der Bauern, Hirten, Jäger, Bergleute und Kräutersammler vermischten sich in den Sagen mit christlich-religiösen Vorstellungen und Elementen der alten Mythologie. Vieles, was die Bergbewohner unter den gewaltigen Erscheinungen der Berglandschaft und hinter dem Wirken der rauen Naturkräfte schauten, entsprang ursprünglich dem mythisch-magischen Kulturerbe der keltischen und germanischen Vorfahren aus vorchristlicher Zeit.
Zwerge als personifizierte Naturkräfte
Die Menschen früherer Jahrhunderte waren auf existenzielle Weise mit den jahreszeitlichen Zyklen der Natur verbunden. In einem Ausmass, das wir uns heute kaum mehr vorzustellen vermögen, entschieden Gunst oder Ungunst des Wetters, die natürlichen Gegebenheiten der landschaftlichen Umgebung und das Auftreten von Extremereignissen wie Unwettern und Hochwassern massgeblich über das Wohlergehen ganzer Talschaften. Im dauernden Bestreben, sich diese unberechenbaren Gewalten gewogen zu stimmen, verlieh ihnen der menschliche Geist bildhafte Gestalt, schaute sie als Zwerge und Naturgeister, mit denen er konkret interagieren konnte. Diese Kräfte boten den Menschen ihre Unterstützung an, beschenkten und belohnten sie, warnten sie vor drohenden Gefahren oder weihten sie in verborgene Zusammenhänge des Naturgeschehens ein. Andererseits konnten sie jedoch auch verheerende Strafen und Flüche aussprechen, wenn ihre menschlichen Nachbarn das respektvolle Zusammenleben mit den Naturkräften auf grobe Weise missachteten.
Archaische Lebensformen und Naturwahrnehmungen in Erinnerung rufen
Drei Initianten aus dem Kanton Bern, welche sich beruflich mit den heimischen Überlieferungen und insbesondere mit der Sagenkunde befassen, haben im Jahr 2022 das Sagen- und Landschaftsfestival «Der magische Berg» ins Leben gerufen, um den heute noch bekannten Sagengeschichten in Verbindung mit der ehrfurchtgebietenden Gebirgslandschaft und der verschütteten Weltsicht unserer Vorfahren eine öffentliche Plattform zu schaffen. In den letzten Jahren haben sie bereits zweimal in das Tal- und Sagenmuseum Lauterbrunnen eingeladen, um am Fuss der imposanten Berner Hochalpen durch Vorträge, Exkursionen und Workshops Einblicke in dieses reichhaltige Themenfeld zu vermittelten. Dabei geht es nicht nur um das Erzählen von Sagen in den heimischen Mundarten, sondern auch um deren kulturgeschichtlichen und mythologischen Hintergründe.
Dritte Auflage des Sagenfestivals mit Walliser Sagen und Landschaftsmythologie
Am Freitag, 8. November, und Samstag, 9. November 2024, findet das Sagenfestival in Lauterbrunnen nun zum dritten Mal statt.
Am Freitagabend werden vier Sagenerzählende im Stöckli bei der Kirche überlieferte Geschichten aus den Lütschinentälern und aus der Gantrischregion zum Besten geben. Zusätzlich zu den drei Initianten (s.u.) führt heuer die Oberwalliser Erzählerin Susanne Hugo-Lötscher aus Agarn in die Welt der Gogwärgeni ein, wie die Zwerge im Wallis genannt werden. Die Sängerin Nathalie Gähwiler und die Berner Barden sorgen für musikalische Zwischentönte. Während der Pause wird ein «chüschtiges Apero» mit regionalen Produkten gereicht.
Am Samstag stellt der renommierte Kulturanthropologe, Dozent und Buchautor Dr. phil. Kurt Derungs die Sagenwelt in einen grösseren Zusammenhang und berichtet über die Verknüpfung von Landschaftswahrnehmung und Mythologie im alten vorchristlichen Weltbild unserer Vorfahren. Nach einem einführenden Referat werden die Gäste in der benachbarten Schreinerwerkstatt mit einer vegetarischen Suppe, Brot, Wurst und Käse verpflegt. Am Nachmittag streift Kurt Derungs mit den Teilnehmenden durch die Landschaft des Lauterbrunnentals und vertieft das Thema im unmittelbaren Erleben der grossartigen Bergnatur. Die Exkursion, mit Sagenerzählungen untermalt, endet um 16.30 Uhr in Sulwald.
Botschafter der heimischen Sagenwelt
Alle drei Initianten des Sagenfestivals Lauterbrunnen verbindet die Faszination für die magisch-mythischen Vorstellungen der Ahnen und die Passion für das Erzählen der überlieferten Geschichten.
Martin Niedermann, aufgewachsen im Berner Oberland, ist professioneller Erzählkünstler und war am Aufbau des Tal- und Sagenmuseums Lauterbrunnen massgeblich beteiligt. Er ist Ko-Autor von Publikationen im Bereich Märchentherapie und musiziert für die Berner Barden.
Sepp Guntern stammt selbst aus dem Lauterbrunnental und ist in der lokalen Kultur und Natur tief verwurzelt. Langjährige Tätigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Heute freiberuflicher Consultant und Kurator des Tal- und Sagenmuseums Lauterbrunnen.
Andreas Sommer hat seine Wurzeln in der Gantrischregion und ist seit vielen Jahren beruflich als Sagenwanderer tätig, wobei er Erzählkunst und Naturerlebnis verbindet. Autor diverser Publikationen und Bücher zum Thema.
Das dritte Sagen- und Landschaftsfestival findet am 8. und 9. November 2024 statt.
Freitag 18.00 bis 21.00 Uhr: Erzählabend in zwei Blöcken mit Pausenapéro
CHF 42.00 / Person
Samstag 10.00 bis 11.30 Uhr: Referat mit Dr. phil. Kurt Derungs
Währschaftes Mittagessen in der Werkstatt
12.30 bis 16.30 Uhr: Exkursion mit Dr. phil. Kurt Derungs nach Sulwald
CHF 72.00 / Person
Pauschalpreis für das gesamte Festival: 99.-
Frühbuchungsrabatt von 10% bis Ende August 2024
Auskunft und Anmeldung bei Joseph Guntern, Kurator Tal- und Sagenmuseum Lauterbrunnen: Tel 079 308 12 72, E-Mail info@talmuseum-sagenwelt-lauterbrunnen.ch